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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

Autobahnsee Göttin

No6 / 19. Januar 2017

Der Sonne zugewandt – auf dem Weg nach Reckahn

Erfahrung 1 – Reckahn (1). Wir schreiben das Jahr 2015. MARK RADLER erradelt den südlichen Außenbereich des Havellandes und fährt nach der Entdeckung und Erkundung der Ortschaft Göttin in südliche Richtung weiter nach Reckahn.

Dann Seen wir mal

Ich verlasse Göttin in südliche Richtung und folge der Reckahner Straße, die, wie der Name treffend aussagt, nach Reckahn führt. Kurz hinter Göttin führt die Straße sehr nahe an die Plane heran. Das kleine Flüsschen zeigt sich hier ganz von seiner vorteilhaften Seite.

Plane bei Göttin

Da erinnere mich, dass die Jung-Göttinen von einem Badesee an der Autobahn geschwärmt hatten. Der wäre vielleicht noch einen Blick wert, um Göttins touristisches Potenzial zum Abschluss angemessen würdigen zu können. Dank meiner Karte ist der See, der sich wenig schmeichelhaft Autobahnsee nennt, schnell gefunden. Von der Reckahner Straße geht’s rechts ab und nach etwa 1 km bin ich da.

Autobahnsee

Der Name ist zwar nicht schön, aber er umschreibt zutreffend, dass der See im Zusammenhang mit dem Autobahnbau entstanden ist. Straßenbau benötigt ja immer eine Menge Sand und Kies. Sicher, es gibt in der Mark schönere Seen, aber immerhin, manch heißer Sommertag mag hier gut zu ertragen sein.

Kleine Weltenrettung vor Reckahn

Solare Kraftgewinnung

Dann geht’s zurück zur Reckahner Straße und weiter Richtung Reckahn. Etwa 700 m südlich der Autobahn führt mich die Reckahner Straße, die inzwischen Göttiner Landstraße heißt, am Solarpark Reckahn II vorbei. Ein Stück Weltenrettung im Havelland, möchte man hoffen. Nach solar-prinz.de soll es sich hier um das sechstgrößte Photovoltaik-Kraftwerk Deutschlands handeln, mit einer Leistung von 39 MW. Allerdings gehört noch ein weiterer Komplex (Reckahn I) etwas weiter östlich dazu.

 

Solarpark Reckahn II

Und dann stehe ich an der Göttiner Landstraße nach Reckahn und komme ins Grübeln. Ist das wirklich Teil einer nachhaltigen Lösung unserer globalen Energie- und Klimaprobleme oder doch nur ein eher symbolischer Beitrag zur Weltenrettung? 39 MW. Wie viele Quadratkilometer Landschaft müssten auf diese Weise eigentlich noch zugedeckelt werden, damit sich das spürbar positiv auf die CO2-Reduzierung und zu Gunsten des Klimas auswirkt?

Ein Trost bleibt: wenigstens kann das alles hier mal einfacher entsorgt werden als der ganze Atomscheiß.

Reckahn spielt seine Trümpfe aus

Kaum habe ich mich wieder aufs Rad geschwungen, da bin ich schon am Ortseingang von Reckahn. Laut Willkommensschild ist Reckahn auch nur noch ein Ortsteil, keine eigenständige Gemeinde mehr.

 

So fahre ich also gerade in die Gemeinde Kloster Lehnin hinein, obwohl Lehnin ja doch noch eine ganze Ecke weg ist. Wo wird das mit den ständigen Gebietsreformen eigentlich mal hinführen?, denn irgendwann gibt es ja nichts mehr zum Zusammenlegen. Dabei hat doch eine Studie des Dresdener ifo instituts kürzlich ergeben, dass solche Gebietsreformen gar nicht die erhofften Einsparungen erbringen. Ganz im Gegenteil. Und der Bürgernähe der Verwaltungen ist der ganze manische Gebietsreformwahn sogar gefährlich abträglich. Wenn es dann eines Tages das Land Be-Bra mit der kreisfreien Stadt Be-Po und dem einzigen Großkreis Brandenburg gibt, dann wird der Prozess vielleicht einfach wieder umgedreht. Verwaltungen scheinen mir in Hinsicht Gebietsreform geradezu ADHS-gefährdet (*2019).

 

Dieser Schilderbaum, mit dem uns Reckahn hier begrüßt, der ist schon beeindruckend. Was einen hier alles erwartet: Rochow-Museum im Schloss Reckahn, Schulmuseum, Barockkirche, Kirche Meßdunk und, man höre und staune, sogar eine Steinpyramide. Das überrascht mich am meisten und beflügelt sogleich meine Fantasie. Steht hier in oder bei Reckahn etwa eine Art achtes Weltwunder?

MARK RADLER will return …

(* – Anmerkung vom Februar 2019: Inzwischen wissen wir, dass die rot-rote Landesregierung – aus Furcht vor einer „blutigen“ Nase bei den diesjährigen Landtagswahlen (2019) – in Sachen Gebietsreform einen sehr späten Rückzieher gemacht hat. Gut dem Dinge, findet MARK RADLER. Der spöttischen Opposition sei allerdings vorgehalten, dass ihre Parteien, wenn sie denn in anderen Bundesländern in der Regierungsverantwortung waren oder sind, überall gleichartige Gebietsreformen vorangetrieben haben oder vorantreiben. Erstmal an der Macht, wird der Bürgersinn ganz schnell ausgemacht.)