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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No66 / 25. März 2018

Klein Briesen – kleine Orte übersieht man

Nachdem wir die archäologischen Reste des Klein Briesener Eisenhammers ausreichend gewürdigt haben, ist unsere eigentliche Mission erfüllt. Aber wenn wir schon so viel über Klein und Groß Briesen und ihre einst recht kuriose Grenzlage – am Rande der Mark Brandenburg und Kursachsens – erfahren haben, dann wollen wir beide Ortschaften auch noch erfahren. Außerdem war da noch ein lohnendes Nebenziel (in einem Adventure spräche man von einem Nebenquest), nämlich weitere Grenzsteine am Randes des Golzower Busches zu finden.

Eine kleine Priese Siedlung

Grenzlage um 1758

Klein Briesen liegt keine 800 Meter westlich des Eisenhammers (s. MR No65), ist also mit dem Rad schnell erreicht. Viel ist dort allerdings nicht zu sehen, handelt es sich doch um eine sehr unscheinbare Ansiedlung mit nur wenigen Gebäuden, die sich um ein eher bescheidenes Gutshaus gruppieren. Auf einer Infotafel im Ort ist zu erfahren, dass solche Kleindörfer mit Gutshof als Gutsweiler bezeichnet werden. Wieder was gelernt, wobei der Begriff Weiler wohl mehr im Süden und Westen der Republik gebräuchlich ist.

Gutshaus Klein Briesen

Backsteinumfriedung des Guts

Über das Gut Klein Briesen selbst ist nicht viel zu erfahren, außer, dass seine Ursprünge auf einen 1608 entstandenen so genannten Rittersitz derer von Thümen zurückgehen. Klein Briesen gab es allerdings bereits im Mittelalter, war jedoch – wie viele Orte im Fläming – dann wüst gefallen und wurde erst ab 1565 als kleine Siedlung um das Gut neu aufgebaut.

Gutskirche Klein Briesen

Erst aus der späteren Wiederbesiedlungszeit stammt die kleine Gutskirche, die laut Inschrift 1692 fertiggestellt wurde. Es handelt sich um einen Fachwerkständerbau aus Eichenholz mit backsteinernen Gefachen, die erst später verputzt wurden. Neben dem Eingang der Gutskirche findet sich eine größere Gedenktafel für einen Joachim Richard Franz von Thümen und über der Tür ein Sandsteinrelief mit dem Hinweis auf den Bauherren der Kirche Joachim Friedrich von Thümen – samt Wappen. Wieder einmal drängt sich der Eindruck auf, dass die Herrschenden und Besitzenden mit so einem sakralen Bau vor allem sich selbst huldigen wollten. Wirkliche Demut vor einem wie auch immer verstandenen Herrn oder Gott sähe anders aus. Hier ging’s (und geht’s) ja wohl vor allem darum, seinen Gott gnädig zu stimmen und Vorteile für das – ungewisse – Danach zu sichern. Man könnte auch sagen: das ist Korruption im höheren Sinne. Die selbsternannten „irdischen Vertreter“ haben sich dem bezeichnenderweise (fast) nie widersetzt. Wie auch, waren sie doch ökonomisch von den Besitzenden abhängig.

Klein Briesener Impression

Der Ortsname Briesen ist mal wieder slawischen Ursprungs und bedeutetet „Ort, wo Birken wachsen”. Mit Bezug auf die mittelalterlichen Ursprünge anderer Siedlungen lässt die Unterscheidung in ein Klein und Groß Briesen vermuten, dass Klein Briesen die ursprünglich slawische Siedlung war und Groß Briesen eine spätere deutsche Ansiedlung ist. Ein slawischer Siedlungsursprung Klein Briesens ist allerdings archäologisch nicht belegt.

Wartehalle Klein Briesen

Warten in Klein Briesen

Klein Briesener Stolz

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