lädt…

Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No10 / 2. Februar 2017

Verslawt, barockt und ganz school

Erfahrung 1 – Reckahn (5). Wir schreiben das Jahr 2015. Mark Radler erradelt den südlichen Außenbereich des Havellandes. Nach der Ortschaft Göttin wird nun Reckahn im Planetal erfahren.

Duster Reckahn dringend gesucht

Nachdem ich die Splitterschutzzelle (s. MR No9) verdaut habe, suche ich zur besseren Orientierung erstmal wieder die große Infotafel im Ortszentrum von Reckahn auf und sehe sie mir dieses Mal in aller Ruhe an. Und da lese ich voller Entzücken: „Reckahn … besitzt noch heute viele Originalschauplätze seiner bewegten Geschichte. Die Ringwallanlage (Dusterreckan) südwestlich des Dorfes verweist auf die ursprüngliche Besiedlung durch Slawen.“ Jetzt geht’s aber wirklich ans Eingemachte, das ist Geschichte pur. Slawischer Ringwall bedeutet Burgwall, bedeutet frühes Mittelalter, bedeutet „back to the roots”. Hier komme ich in vormärkische Gefilde, quasi ins Prequel der Mark, in die Zeit vor über 1000 Jahren. Wow! Und „Dusterreckahn”, was für ein herrlich schauriger Name. Das klingt, als ob da Saroman persönlich auf mich wartet, oder Orks, oder Wildlinge. Nach all der Sonne bietet Reckahn demnach auch Düsternis. Das nenne ich Kontrastprogramm. Fragt sich nur, wo ich dieses dustre Reckahn finde.

 

Die Infotafel gibt mir nämlich erneut Rätsel auf, denn eigenartigerweise wird die unter den Sehenswürdigkeiten Reckahns aufgeführte Ringwallanlage Dusterreckahn auf der beistehenden Wanderkarte nicht aufgezeigt. Nach intensiver Suche finde ich dann auf der Karte die winzig-kleine Beschriftung „Schloßwall“, allerdings nicht im Südwesten, sondern im Nordwesten des Ortes. Hm, das geht ja richtig gut weiter, denke ich. Aber so gehört es sich vielleicht für einen magisch-dustren Ort, dass er mal hier und mal dort zu finden ist, dass er mal Ringwall und mal Schloßwall heißt. Allerdings könnte es auch wieder eine ganz banale Erklärung geben: diese Tafelmacher wussten nicht wirklich, worüber sie beschrifteten und bebilderten …

Da der Schlosswall im Nordwesten des Ortes mein einziger konkreter Hinweis auf den düsteren Ursprung Reckahns ist, beschließe ich, ihn erstmal dort zu suchen. Laut Karte komme ich dabei auch gleich an den anderen Sehenswürdigkeiten Schulmuseum, Barockkirche und Schloss vorbei, alles in einem Abwasch. Der Turm der barocken Schloss- und Dorfkirche zeigt mir den Weg.

 

Barocke Schloss-/ Dorfkirche

School’s Out Forever

Am Schulmuseum, also dem alten Schulgebäude, das laut Inschrift 1773 errichtet wurde, fahre ich – ziemlich ignorant – vorbei. Bitte keine Schule, denke ich. Bin doch nie gerne in die Schule gegangen. Ist schon schlimm genug, dass ich alle Jahre wieder in einer wählen gehen muss. Diese Schulatmosphäre deprimiert mich. Früher wie heute. Dabei kann – und sollte – Lernen doch großen Spaß machen. Kurz kommt mir das Weiße Band in den Sinn. Aber was nützt es mir, wenn ich hier nochmals erfahre, dass (viel) früher alles noch (viel) schlimmer war. Oder schlimmer noch, sie verherrlichen hier möglicherweise die unerbittliche Härte alter Schule.

 

Nee, School’s Out Forever. Für mich jedenfalls. Gegrüßt sei Alice Cooper, der mit diesem uralten Song von 1972 mit aktuellen Einspielungen auf Youtube vertreten ist und offensichtlich noch immer vielen aus der Seele singt, für manchen wohl eher grölt. Immerhin gibt es darunter auch eine Version mit Johnny Depp an der Gitarre. Sollte uns nicht wundern, dass Alias Jack Sparrow kein großer Freund der Schule ist. School’s Out Forever.

 

Schulmuseum Reckahn

Gleich neben dem alten Schulgebäude steht die barocke Dorf- oder Schlosskirche. Meine Stimmung steht auf Weiterfahren.

 

MARK RADLER will return …