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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No35 / 25. Juni 2017

Mit einem Glatzkopf namens Golesch (Golzow) fing wohl alles an

Von Krahne über Lucksfleiß – entlang der Planeniederung – kommend hat MARK RADLER das einstige Grenzstädtchen Golzow erreicht und dort die Andeutung einer ehemaligen Wasserburg gefunden. Aber es gibt in Golzow noch mehr zu entdecken.

Amtshaus und Brennerei

Altes Amtshaus von 1717

Im Umfeld der Schlossanlage finden sich heute noch weitere Reste des einstigen Rittergutes, so wie das hübsche Amtshaus von 1717 oder die alte Brennerei von 1855. Das ausgeschilderte Brennereimuseum war allerdings – ohne jede Begründung – geschlossen, was leider zu den üblichen Erfahrungen im Land gehört.

 

Brennerei mit Brennereimuseum

Auf dem Weg zum Städtchen

Östlich des Schlossareals schließt sich dann der eigentliche Ortskern von Golzow an. Der ungewöhnlich breit angelegte Anger unterscheidet Golzow auf den ersten Blick von sonstigen märkischen Dörfern und erinnert an die zeitweise beinahe städtische Entwicklung der Ortschaft. Im Schatten der wichtigen Burg und in strategisch wie wirtschaftlich recht günstiger Grenzlage, in Golzow wurden zeitweise auch Grenzzölle erhoben, hatte sich der Ort im Mittelalter bald zu einem kleinen Stedechen oder Stedeken (Städtchen) entwickelt, wie es in Urkunden von 1335 und 1451 heißt. Eine langsam einsetzende gewerbliche Entwicklung wurde durch den 30jährigen Krieg jedoch abrupt abgebrochen. Golzow wurde in diesem schrecklichen Krieg mehrfach von durchziehenden Truppen „verheert“, wie es so treffend heißt, und hatte sich davon auf lange Zeit – man könnte auch sagen: für immer –  nicht mehr erholen können. Stadtrecht hat Golzow nie erhalten. Mit dem Anschluss an die Brandenburgische Städtebahn zum Anfang des 20. Jahrhunderts erhofften sich die Golzower einen erneuten – städtischen – Aufschwung, aber dazu reichten die wirtschaftlichen Impulse des Bahnbaus dann doch nicht aus.

 

Barocke Dorfkirche

Durch die Weite des Angers und die bescheidene randliche Dorfbebauung wirkt der Ortskern Golzows sogar etwas unproportional, fast verloren. Und wer nun wegen der mittelalterlichen Bedeutung Golzows auf dem breiten Ortsanger eine stattliche Feldsteinkirche aus dem Mittelalter erwartet, der wird enttäuscht. Auf dem ungewöhnlich hohen Kirchhügel prangt dafür ein achteckiger Barockbau von 1752. Für Freunde des Barock ganz sicher eine Sehenswürdigkeit.

Erwähnt werden soll noch die Bäckerei Friebe an der Hauptstraße (15) nahe der Dorfkirche, die ein vielfältiges Angebot an Broten, Brötchen, Kuchen und Torten führt. Das von MARK RADLER erwählte Plunderstück mit Marzipan und Rosinen war ausgesprochen saftig und wohlschmeckend, die Quarkbällchen dagegen nur mittlerer Standard.

 

Eine Kuriosität stellt die private Krokodilstation Golzow dar, die an Wochenenden für Besucher offen steht. Dies ist allerdings nicht MARK RADLERS Sache …

Viel mehr ist von Golzow nicht zu berichten. Ganz nüchtern ist abschließend festzustellen, dass Golzow zwar einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, aber insgesamt doch kein sonderlich attraktiver Ort ist (die Golzower mögen MARK RADLER verzeihen).

Post Scriptum

Wie der Ortsname mit der Endung ow schon andeutet, ist auch Golzow eine ursprünglich slawische Gründung, was auch durch ein entsprechendes Bodendenkmal untermauert wird. Erstaunlicherweise ist für die deutsche Burg kein slawischer Vorläufer belegt. Über die Bedeutung des Ortsnamens sind sich die Heimatformer wieder einmal nicht einig. So wird uns etwa erklärt, dass der Name sich wahrscheinlich von den slawischen Begriffen golb, golec oder golsch ableitet, was so viel wie „nackt”, „kahl” oder „ein Schilfrohrbündel” bedeuten soll, was dann vielleicht als „kahle oder verschilfte Stelle” interpretiert werden könnte. Nach einer anderen Quelle bedeutet Golzow „Ort des Nackten”, was angesichts eines sich darauf beziehenden Ortswappens eine sehr amüsante Vorstellung ist. Im Buch der Ortsnamen des Landes Brandenburg heißt es dagegen ganz nüchtern „Siedlung eines Mannes namens Golesch”, wobei in diesem Fall dann immer noch möglich wäre, dass sich der Personenname auf „nackt” oder „kahl” beziehen könnte, so dass der gute Mann, der dem Ort seinen Namen gegeben hat, vielleicht „der Kahle” oder „der Nackte” – im Sinne von Glatzkopf – hieß. Und dann sind wir bei der Namensdeutung bei einem slawischen Skinhead angekommen. Oh Mann, Golzow.

MARK RADLER will return …