Lütte
Die bisherige Tour entlang der Plane hat uns auf die einst sächsische Seite der Niederung und dort bis nach Dippmannsdorf – und das dort verortete Paradies – geführt. Weiter geht’s nach Lütte.
Klein oder krumm?
Von Dippmannsdorf nach Lütte sind es gerade mal 2 km. Nun also Lütte am Flämingrand. Bei dem Namen könnte man sich gut vorstellen, dass der von der „Lütten”, von der „Kleinen” her kommt, also so viel wie „die kleine Siedlung” heißt. Ist aber nicht so. Die früheren Bezeichnungen Luzede, Lukedo etc. weisen mal wieder auf einen slawischen Ursprung hin. Der Begriff bedeutet so viel wie „Ellenbogen”, weswegen Heimatforscher oder Historiker einen Namensbezug zu einer Krümmung der Plane annehmen. Aber wie so oft, ist auch das letztlich reine Spekulation, denn wer weiß schon, auf welche Krümmung – oder welchen Ellenbogen – sich die Leutchen damals bezogen haben mögen. Und nicht zu vergessen: Sie hatten ja damals noch keine Karten oder Luftbilder zur Hand, auf denen sie eine ellenbogenähnliche Krümmung der Plane hätten erkennen können.
Von Burgwall bis Bäcker
Von einer slawischen Ursiedlung in Lütte ist bisher nichts bekannt. Allerdings befinden sich, etwa 1,5 km östlich in der Niederung gelegen, Reste eines slawischen Burgwalls, der aber bereits auf der Gemarkung Fredersdorf liegt. Wenn man über die Lütter Bahnhofstraße in die Niederung radelt, dann kommt man recht schnell da hin. Allerdings ist der besagte Burgwall im Gelände nicht mehr nachvollziehbar, also inzwischen leider durch jahrzehntelange Ackerwirtschaft vollständig eingeebnet (verschliffen).
Auf aktuellen Luftbildern ist dieser Wall aber noch immer zu erkennen. Ihr könnt das ja mal mit dem „Brandenburg Viewer” oder „Google Maps” probieren. Durch diese Instrumente können wir heute sogar als Amateure Luftbildarchäologie betreiben, was großen Spaß macht. Selbst wenn man dabei keine neuen Anlagen entdeckt, so kann man sie mit Hilfe dieser Instrumente heute leichter im Gelände ausmachen, denn die Beschreibungen in der Literatur (oder Denkmallisten) sind meist nur recht vage. Die im Luftbild noch erkennbaren Strukturen werden durch die Bodenbeschaffenheit verursacht, die insbesondere ehemalige Grabenstrukturen noch recht gut erkennen lässt. Trotzdem sage ich in diesem Fall, dass sich ein Besuch im Gelände nicht wirklich lohnt, außer man möchte einen Eindruck der landschaftlichen Lage gewinnen. Wobei wiederum zu berücksichtigen ist, dass die Landschaft vor 1000 Jahren – weit vor der intensiven Trockenlegung der Niederung – ganz sicher anders ausgesehen hat als heute. Da braucht man schon sehr viel Fantasie …
In der Bahnhofstraße kommen wir dann tatsächlich an einer weiteren Bäckerei, der Bäckerei Albe, vorbei. Also Bäckereien gibt’s hier links und rechts der Plane wirklich noch reichlich. Das kann nun aber wirklich nicht auf die (einstige) Grenzlage zurückgeführt werden, oder?
Wie in alten Zeiten
Vor einem alten Gehöft stehen am Straßenrand Milchkannen auf einem Holztisch. Das wirkt wie in alten Zeiten, als regelmäßig ein Wagen der nahen Molkerei vorbeikam und die Kannen abholte. Zeit zum Träumen:
Und weiter geht‘s
Außer einem Galgenberg in der Nähe gibt es ansonsten nichts Aufregendes von Lütte zu berichten: Ist ein nettes, unscheinbares Örtchen. Vielleicht hat Lütte auch nur Pech gehabt, dass ich langsam müde werde und direkt vorher in Dippmannsdorf war, das mit seinem Paradies ein richtiges Highlight hat. So viel sei aber noch gesagt: Wir befinden uns hier noch immer in früherem Sachsenland – und das wird sich auf dieser Erfahrung auch nicht mehr ändern.
Bis Brück, wo wir die Bahn nach Berlin erreichen wollen, sind es noch mindestens 12 km. Etwa 1 km südöstlich von Lütte müssen wir uns dann entscheiden, ob wir über Fredersdorf oder Schwanebeck fahren wollen. Vom Namen her reizt ja Schwanebeck mehr, aber die Lage Fredersdorfs direkt am Rand der Niederung und die Aussicht, augenblicklich von der B 102 wegzukommen, geben den Ausschlag: Es geht über Fredersdorf.