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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No26 / 23. April 2017

Burg, Berg und Hügelgrab – immer wieder Milow.

Nachdem wir letztens den „Ötzi von Milow“ besucht haben (s. MR No25), wollten wir noch zu den Hügelgräbern im Südwesten von Milow radeln. Ist halt eine sehr geschichtsträchtige Gegend hier.

Ein bedeutendes Siedlungsgebiet frühgeschichtlicher Zeit

In der Jungsteinzeit, also vor etwa 5000 Jahren, begannen sich die Menschen in unseren Breiten allmählich niederzulassen. Aus Jägern und Sammlern wurden sesshafte Siedler, die Fischerei, Ackerbau und Tierzucht betrieben. Die Milower Gegend dürfte für die frühgeschichtlichen Siedler insbesondere durch die drei markanten Berge Vieritzer Berg (85,9 m), Milower Berg (71,5 m) und Bützer Berg (68,8 m) von großer – vermutlich auch kultischer – Bedeutung gewesen sein. Am Fuß des Milower Berges wurde sogar der Standort einer jungsteinzeitlichen Siedlung nachgewiesen. Der nahegelegene Vieritzer Berg war seit dieser Zeit – bis ins Mittelalter hinein ­– ein wichtiger Bestattungsort. Dort finden sich am nordöstlichen Hang noch heute mehrere Hügelgräber unterschiedlicher Epochen, neben Grabstellen aus der Jungsteinzeit auch solche aus Bronze- und frühmittelalterlicher Slawenzeit.

Stremmeniederung vor Vieritzer Berg

Die Stremme

Der frühslawische Burgwall an der Wolfsmühle

Zu diesen besagten Hügelgräbern wollten wir noch radeln. Wir fahren dazu vom Ortskern in Milow die Bergstraße in Richtung Wolfsmühle. Selbige Mühle, die hier im Mittelalter angelegt worden war, existiert allerdings nicht mehr und ist heute nur noch als Namensgeber einer kleinen Siedlung präsent. Wenn wir in diesen kleinen Siedlungsteil kommen, und das tun wir in dem Augenblick, in dem wir die kleine Brücke über das Flüsschen Stremme überfahren, dann passieren wir erst einmal eine weitere historisch-archäologische Kostbarkeit. Denn genau hier – bis zum südwestlich gelegenen Vieritzer Berg reichend – befand sich vor über 1000 Jahren eine große slawische Wallanlage mit Haupt- und Vorburg. Die Anlage umfasste immerhin eine Fläche von insgesamt etwa 7 ha. Bei genauer Suche kann man im Wiesengelände noch verschiedene Graben- und Wallreste entdecken. Die deutlichsten Spuren findet man direkt am Fuß des Vieritzer Berges. Wenn wir dem Weg von der Wolfsmühlsiedlung bis zum Berg folgen, dann fällt auf der linken Seite, direkt am Fuße des Vieritzer Berges, ein tiefer Grabeneinschnitt auf.

Graben und Vorwall am Südwestrand der Vorburg

Blick auf den höhergelegenen Vorburgbereich

Dieser Graben sicherte hier die links bzw. nordöstlich gelegene Vorburg, die deutlich als erhöhtes Plateau zu erkenen ist. Der rechts des Grabens erkennbare – von alten Eichen bestandene – Wall bildete einen Vorwall der umfangreichen Wehranlage.

Eichen-bestandener Vorwall

Vorwall – Graben – Vorburg

Beim Anblick dieser Anlage sollten wir uns vor Augen führen, dass dies hier vor etwa 1200 Jahren von Menschenhand errichtet wurde. Zu dieser Zeit war an Berlin noch nicht einmal zu denken. Okay, das ist nicht gerade Troja, aber doch bemerkenswert genug, dass man nach dieser langen Zeit, nach über 1000 Jahren, noch so deutliche Spuren dieser frühmittelalterlichen Wehranlage erkennen kann. Obwohl diese Anlage nur in Holz-Erde-Bauweise errichtet wurde.

Die historischen Hügelgräber am Vieritzer Berg

Um zu den Hügelgräbern zu gelangen, müssen wir nun dem am Hangfuß des Berges verlaufenden Weg in nordwestlicher Richtung folgen, also von dem von der Wolfsmühle kommenden Weg nach rechts abbiegen. Nach kurzer Zeit stoßen wir auf der linken Seite des Weges auf eine Informationstafel.

Etwas oberhalb der Tafel liegen zwei leicht zu findende Grabhügel aus der Bronzezeit, deren Alter auf etwa 3000 Jahre geschätzt wird. Die Hügel besitzen noch einen umlaufenden Erdentnahmegraben.

Etwa 3000 Jahre altes Hügelgrab

Auch hier sollte man einmal in sich gehen, denn wir blicken hier auf 3000 Jahre alte Kulturspuren. 3000 Jahre. Das ist eine unfassbare Zeit.

Weiter nördlich befinden sich weitere Hügelgräber, darunter eines aus der Steinzeit, weitere aus der Bronze- und der mittelalterlichen Slawenzeit. Diese sind allerdings nicht ganz so leicht zu finden. An dieser Stelle sollte niemand auf dumme Gedanken kommen: Alle Hügel wurden bereits um 1900 geöffnet und erkundet. Hier ist nichts mehr zu holen. Also: Finger weg!

Für Unermüdliche sei eine Besteigung des Vieritzer Berges empfohlen, auch wenn man von dort nirgends einen freien Blick auf die umliegende Landschaft erhält. Die kleinen Durchblicke reichen aber für manche Verzückung aus. In diesem Sinne besonders zu empfehlen ist der Milower Berg, wo euch überwältigende Ausblicke auf die Havellandschaft und über das sachsen-anhaltinische Land erwarten.

Sommerblick vom Milower Berg

Gipfel des Milower Berges im Sommer

Ne würklich scheene Jejend.

Noch ein Tipp zum Schluss: Singer’s Hof-Café in der Bergstraße 15 in Milow, wo man sich Eis, leckeren selbstgebackenen Kuchen oder kleine Snacks auf einer gemütlichen Terrasse zu Gemüte führen kann. Paleo-Küche wird hier allerdings noch nicht angeboten.

MARK RADLER will return …