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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No85 / 26. April 2020

Corona Tours 2: Galerie am Siloteich

Natürlich hat die Coronakrise auch Auswirkungen auf Mark Radler. Zur Beachtung des Kontaktvermeidungsgebots verzichtet Mark Radler vorerst auf nicht unbedingt erforderliche „Huckepackfahrten“ mit S- oder Regionalbahn und erkundet die nähere Umgebung im Oberhavelland.

Markradeln muss sein !

Freiluftgalerie am Siloteich

Bei einer Tour im Oberhavelland entdecke ich westlich von Hennigsdorf im Havelländischen Luch eine weitere „Indie-Galerie“, ähnlich der „Stammbahn-Galerie“ in Kleinmachnow im Süden Berlins (s. MR No75).

In Corona-Zeiten ist so eine Openair-oder Outdoor-Galerie ja optimal. Da sage noch einer, Kunsterlebnisse seien derzeit nicht möglich.

Janz weit draußen

Über gerümpfte Nasen und geschüttelte Köpfe

 

Klar, jetzt werden einige von Euch wieder die Nase rümpfen: Graffitis sind doch keine Kunst usw. usf. Ich billige ja jedem/ jeder zu, Graffitikunst nicht zu mögen, aber zu bestreiten, dass es darunter – richtig gute – Kunst und Künstler gibt, das finde ich dann doch ignorant. Ich mag z.B. keine Opern, finde dieses Genre gruselig, aber ich bestreite nicht, dass das Kunst ist.

Sicher, es gibt auch richtig miserable Graffitis, unzählige dreistdämliche Schmierereien wichtigtuerischer Dosenköppe oder „Möchtegern- aber Nichtkönnensprayer“. Aber es gibt auch richtig beeindruckende „Meister*****innen“ (meistens scheinen es – zumindest auf den ersten Blick – eher männliche Sprayer zu sein; ist aber letztlich egal – oder doch eine Studie wert?).

Kunst kommt auch von Können

 

Und hier im Havelländischen Luch westlich von Hennigsdorf sind derzeit Könner am Werke. Und da sie ein altes, an sich potthäßliches Betonsilo als Leinwand nutzen, habe ich hier nicht die geringsten Problme damit. Wenn man hier von „Vandalismus“ sprechen kann, dann nur bezüglich der Frage, wie man in dieser schönen Niederungslandschaft überhaupt so ein Betonsilo errichten konnte. Und das auch noch auf einer erhöhten (aufgeschütteten) Fläche, wodurch der einstige Schandfleck von sehr weither zu sehen war. Von dieser exponierten Lage profitieren die Künstler heute allerdings. Wobei ich immer wieder verwundert feststellen muss, dass sich kaum ein Passant (oder eine Passantin) für diese Kunstwerke näher zu interssieren scheint. Kaum jemand schaut sich diese z.T. grandios gemachten Bildwerke aus der Nähe an. Schade. Würde nicht mal was kosten. Aber vielleicht ist gerade das der Makel.

Modern History Of Graffiti

Und auch das noch

Während ich mich bei der „Stammbahn-Galerie“ immer wieder darüber ärgern musste, dass die meisten Sprayer ihren ganzen Müll dort einfach zurücklassen, habe ich hier im Luch noch niemals entsprechende Müllberge gesehen. Geht doch!

Vergängliche Kunst – ein sinnbildliches Drama

Mark Radler ist jedenfalls jedes Mal gespannt, wenn er an dieser Freiluft-Galerie vorbeiradelt. Und steigt dann auch ab und betrachtet insbesondere die neuen Bildwerke mit großer Neugier und Faszination. Etwas rätselhaft finde ich, dass diese Künstler so viel Mühe aufwenden, obwohl sie davon ausgehen müssen, dass schon am folgenden Tag ihr Werk von einem anderen Sprayer übersprüht sein kann. Traurig, fast dramatisch ist es dann, wenn ein Meisterwerk einem mittelmäßigen oder gar schlechten Gespraye weichen musste. Was immer wieder geschieht. Aber gerade durch diese akzeptierte oder gar gewollte Vergänglichkeit, durch diese kleinen Dramen erlangen diese Bildwerke samt ihrem Drumherum eine fast magische Wirkung. Jedenfalls wenn man sich darauf einlässt.

Galerie am Siloteich

Da besagte – bzw. gerühmte – Galerie am so genannten Siloteich liegt, nenne ich sie fortan „Galerie am Siloteich“. Und berichte von Zeit zu Zeit.

MARK RADLER fährt natürlich weiter !