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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

„Blauer Stein”

No18 / 2. März 2017

Ansichtssache

Erfahrung 1 – Krahne (3). Wir schreiben das Jahr 2015. Mark Radler radelt am Rande des Planetals von Meßdunk nach Krahne.

Rittergut kommt später gut

Der Ortskern von Krahne erscheint entlang der Krahner Hauptstraße als ein langgestrecktes Straßendorf. In mittlerer Lage finden sich auf der Linken Ziegel- und Ziegel-Feldsteinbauten, die Reste des alten Gutshofes sind, der auch als Rittergut Krahne bezeichnet wird. Aber was Rittergut heißt, hat nicht unbedingt mit echten Rittern zu tun. Dieses Gut hier stammt erst aus dem 19. Jahrhundert und hat mit echten Rittern und dem Mittelalter nichts zu tun. Trotzdem sehen die Gebäude recht anheimelnd aus, sind in so einer Art „Neomittelaltergutsstil“ erbaut, wenn’s so was gäbe. In einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude an der Hauptstraße sehe ich mit großer Freude eine Gaststätte namens „Rittergut Krahne”. Da fällt mir erst das große Defizit von Reckahn auf: dort gibt es trotz Schloss und zweier Museen nicht mal ein Café. Warum eigentlich nicht? Leider ist das „Rittergut Krahne“ erst ab 17 Uhr geöffnet. Trotzdem habe ich großes Glück, da ich hier an einem Freitag bin, denn Di, Mi, Do wird gar nicht geöffnet.

 

Rittergut Krahne

So schaue ich mich noch etwas im Ort um. Die leicht höher gelegene Dorfkirche entpuppt sich für mich als Langweiler. Ihre Ursprünge gehen zwar auf das Mittelalter zurück, aber heute präsentiert sie sich in der banal-neobarocken Neufassung (neodeutsch: im Upgrade) vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Wirklich nicht bemerkenswert. An der Krahner Hauptstraße entdecke ich dann einen Dorfladen, der u.a. Fleischprodukte aus dem Ort und der Region im Angebot hat. Dort erstehe ich ein Glas feine Hausmacher Leberwurst (ohne bedenkliche Zusatzstoffe).

Dorfkirche Krahne

Sagenhafter Stein

Schließlich fällt mir ein Hinweisschild zum „Blauen Stein” auf. Da ich meine Wartezeit bis zur Öffnung des „Ritterguts Krahne“ nicht sinnvoller zu nutzen weiß, mache ich einen Abstecher zum besagten Stein, was sich auf den trockenen Sandwegen als recht mühsam erweist. Wirklich sehenswert ist dieser sichtbar etwa 1,5 m hohe Findling meiner Meinung nach allerdings nicht. Vielleicht ist auch blau ja nur eine Ansichtssache oder eine Frage der Definition. Ich denke jedenfalls, man muss schon selber blau sein (oder ein Bildbearbeitungsprogramm bemühen), um diesen Stein bei Krahne für blau zu halten.

Ein Hauch Blau

Laut Infotafel war dieser mit dem Eis aus Schweden hierher geschleifte Stein allerdings früher bedeutend größer, wurde aber als eine Art Steinbruch genutzt und so zu seiner jetzigen Größe zurechtgehauen. Der Umfang beträgt aber immer noch etwa 12 m. Nach einer Sage soll er von einem Riesen hierher geworfen worden sein. Ziel des Riesen war wohl der Kirchturm von Krahne. Weit daneben ist erst recht vorbei – oder so ähnlich. Vermutlich war der Riese blau und so nannte man den Stein zunächst „Stein vom blauen Riesen“, woraus später – verkürzt – „Blauer Stein” wurde. Letztere Aussage entstammt allerdings keiner sagenhaften Überlieferung, sondern gänzlich meiner Fantasie.

 

So, nun habe ich Kaffeedurst und Kuchenappetit. Auf zum „Rittergut Krahne“.

MARK RADLER will return …