Schauergeschichten um Wöplitz
Unsere jetzige Etappe (der zweiten Haveltour) startete in Havelberg, von wo es havelaufwärts nach Strohdehne geht. Die Nordostroute führt uns über Wöplitz, Vehlgast und die Dosseniederung.
Vorwerk und nicht vergessen
Etwa 1,7 km hinter Havelberg erreichen wir das unscheinbare Örtchen Wöplitz, das eigentlich nur eine größere neuzeitliche Häuseransammlung ohne historischen Kern ist. Im Grunde nicht der Rede wert.
Selbst das allwissende Wikipedia kündet in seinem dreizeiligen Eintrag über Wöplitz nur von dessen Existenz als Ortsteil der Hansestadt Havelberg und zählt in den verbleibenden zwei Zeilen ansonsten lediglich alle Nachbarorte auf.
Wöplitz, wie ein NICHTS, das nur durch seine Umgebung definiert werden kann. Nicht mal auf der Webseite der Stadt Havelberg, zu der Wöplitz als Ortsteil gehört, finden sich sachdienliche Hinweise.
In mühseliger Kleinarbeit konnte ich immerhin folgende Fakten zusammentragen: Urkundliche Erwähnung fand der Ort erstmals 1552 als Wetelitz. Ursprünglich handelte es sich um ein bischöfliches Vorwerk mit Schäferei und Meierei. Gegründet worden sein soll es vom Havelberger Bischof Johannes Woepelitz, der von 1385 bis 1401 das Bischofsamt in Havelberg innehatte. Nach ihm soll das Vorwerk – und der heutige Ort – auch benannt sein.
Im Ort treffen wir dann auf eine überdachte Holzskulptur, die diesen Bischof Woepelitz, den vermeintlichen Gründer und Namensgeber des Ortes, darstellen und an selbigen erinnern soll.
Wunderblutknete für den Havelberger Domausbau
Bischof Woepelitz war offensichtlich ein sehr guter Geschäftsmann und genialer PR-Experte, war er es doch, der die „Wunderblutvermarktung“ in (Bad) Wilsnack forcierte und mit dem Bau der dortigen Marienkapelle ein lukratives Pilgerziel errichten ließ. Er sorgte auch dafür, dass die dortigen – nicht unerheblichen – Einnahmen größtenteils dem Havelberger Bistum zuflossen. Mit der in Wilsnack erworbenen Knete finanzierte er u.a. den Einbau des prächtigen Lettners im Havelberger Dom.
Nun weiß nicht jeder, was ein Lettner ist. Darum sei es hier kurz erläutert: Ein Lettner ist eine v.a. in mittelalterlichen Kirchen errichtete – mehr oder weniger kunstvoll ausgestaltete – Schranke oder Barriere, durch die der Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum abgetrennt wurde. Die Kirchenobrigkeit hielt sich eben für was Besseres und wollte vom gemeinen Volk nicht unnötig belästigt werden (des Volkes Knete oder Gaben waren dagegen jederzeit willkommen).
Ob besagter Bischof selbst an das Blutwunder von Wilsnack geglaubt hat oder die Gläubigen wissentlich verarscht hat, ist leider nicht überliefert.
Ein sagenhaftes Ende
Nach einer Sage fand dieser Bischof Woepelitz am beschaulichen Ort des gleichnamigen Vorwerks, wo er zur Entspannung gerne verweilt haben soll, sein gar schröckliches Ende. Eines Tages wurde er hier nämlich beim Mittagschlaf von einem Drachen, früher bezeichnete man diese Sagengestalten als Lindwürmer, überrascht und des Bischofs Kopf von einem Dorn des Drachen durchbohrt. Worauf der Bischof elendig verschied.
Dazu sei angemerkt, dass man Sagen neudeutsch durchaus als „alternative Fakten“ – oder genauer als „alternative Geschichtsschreibung“ – bezeichnen könnte. Und danach können wir zunächst schlussfolgern, dass das geschäftstüchtige Treiben des Bischofs von höherer Stelle eher nicht gewürdigt oder gar belohnt wurde.
Als eine andere Lehre ergibt sich, dass es hier im – heute sachsen-anhaltinischen – Unterhavelland einmal wilde Drachen gegeben haben muss, möglicherweise die besondere Spezies des Haveldrachens. Ferner ergibt sich aus den alternativen Fakten, dass der Haveldrache es bevorzugt auf abendländisch-weiße Christenmenschen abgesehen hat.
Hört, hört ihr Leut‘: der Lindwurm kehrt vielleicht zurück
Also Obacht, ihr Angst-, Schmäh- und Verschwörungsbürger, genau hier droht neue, heimtückische Ungemach! Vermutlich haben die Grünen, die Naturschützer, Mutti höchstpersönlich, Bill Gates – und wer weiß, welche Teufelsgesellen oder Echsenwesen noch? – mit der Havelrenaturierung nur die eine fiese Absicht, nämlich nach Biber, Wolf, Afrikanischer Schweinepest, Corona usw. nun auch noch den Haveldrachen in unseren Gefilden (wieder)anzusiedeln. Und nennen ihn natürlich beschönigend Lindwurm.
Ha, bestimmt wurde der Havel-Lindwurm Draco havellensis bereits klammheimlich auf die Artenschutzliste der EU gesetzt. Und mit Billigung des EuGH wird der dann nach europäischem Recht ganz legal wen oder was auffressen? Genau! Das teutsche Volk.
Und wer nimmt dann den frei gewordenen Raum der Teutschen in Beschlag? Dreimal dürft ihr raten. Und dann wisst ihr Bescheid.
MARK RADLER fährt trotzdem weiter …