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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No76 / 24. Februar 2019

In die „Wüste Mark“ (Teil 2: Grenzübertritt am Checkpoint Bravo)

Unsere erste Radlerreportage im Jahr 2019 führte uns von Berlin-Zehlendorf in die „Wüste Mark“ bei Berlin. Im ersten Reportageteil hatten wir es bis Albrechts Teerofen geschafft (s. MR No75), wo wir auf die Spuren des ehemaligen Grenzkontrollpunktes Dreilinden gestoßen sind.

Reste des Grenzkontrollpunktes auf der Autobahnbrücke

Wir stehen gerade auf der alten Reichsautobahnbrücke im Berliner Siedlungsgebiet Albrechts Teerofen und betrachten die Spuren des alten Grenzkontrollpunktes Dreilinden. Hier auf der Brücke fand für die aus West-Berlin kommenden Fahrzeuge offensichtlich die Einfädelung in eine PKW- und in eine Bus-LKW-Spur statt. Eine Drehung nach Osten eröffnet uns den weiten Blick über den Teltowkanal in Richtung Kleinmachnow-Dreilinden. In der Mitte des Kanals verläuft hier inzwischen die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg. Zu Mauerzeiten war es die „todsichere“ Grenze zwischen West-Berlin und der DDR.

Blick von der alten Autobahnbrücke Richtung Osten

Gleiche Blickrichtung im Jahr 1980

Unmittelbar südlich der Autobahnbrücke lag der eigentliche Grenzkontrollpunkt mit seinen Baracken und Standflächen, d.h. dies war der westliche, also der West-Berliner Kontrollpunkt, von den Amis Checkpoint Bravo genannt. Eingerichtet wurde der Kontrollpunkt 1947, 1952 erfolgte der wesentliche Ausbau. Genutzt wurde der Kontrollpunkt bis 1969.

Kontrollpunkt (Richtung Süden) mit ehem. Barackenstandort (hinter den Fahnenstangen)

Fast gleicher Standort 56 Jahre zuvor

 

Checkpoint Bravo (Richtung Norden) in den 1950er Jahren

Ein Teil der berühmten Blockadebilder von 1948/ 49 stammt von genau diesem Grenzkontrollpunkt. Übrigens jährt sich das Ende der Berlin-Blockade dieses Jahr am 12.Mai 2019 zum siebzigsten Mal. Wenn das kein Grund ist, an diesem Tag eine kleine Erinnerungs-Radtour hierher zu machen.

Berlin-Blockade 1948 in Dreilinden

Nahezu gleicher Standort heute

Ende der Blockade am 12.5.1949

Im Jahr 1969 wurde der West-Berliner Grenzkontrollpunkt im Zusammenhang mit der Autobahnverlegung dann auf die Fläche südlich des Zehlendorfer Kleeblatts verlegt (der Berliner Mauerweg führt dort direkt vorbei).

Am ursprünglichen Kontrollpunkt in Albrechts Teerofen ist übrigens auch noch die alte Raststätte Dreilinden erhalten, deren mühselige Instandsetzung endlich merkliche Fortschritte erkennen lässt.

Ehemalige Raststätte Dreilinden

Die Instandsetzung macht Fortschritte

Die Ursprünge der Raststätte gehen auf ein 1952 aus Holz errichtetes Kantinengebäude für Beschäftigte des Grenzkontrollpunktes und für Fernfahrer zurück. Zwischen 1959 und 1968 erfolgten mehrere Erweiterungen, bis schließlich eine größere Anlage mit Küche, Gasträumen, Terrassen sowie verschiedenen Personal- und Funktionsräumen entstanden war. Nach der Aufgabe des Kontrollpunktes wurde das Gelände von 1970-2004 als Campingplatz genutzt. In dieser Zeit diente das Raststättengebäude als Kantine und Vereinslokal des Campingplatzes. Danach verfiel der Komplex.

Rückseite der Raststätte

Der gesamte Bereich mit Autobahnbrücke, Resten der Kontrollanlage und Gaststätte steht inzwischen unter Denkmalschutz.

An dieser Stelle sei noch auf einen sehr informativen Videofilm auf YOUTUBE von Nosfratau über den Checkpoint Bravo verwiesen, der neben dem Zustand des Jahres 2016 auch verschiedene historische Bilder des Grenzkontrollpunktes zeigt.

Auszug aus dem Videofilm über den Checkpoint Bravo

Besagtes Gelände anno 1980

Alter Stadtplan von 1966 (der rote Pfleil zeigt den heutigen Verlauf der A 115)

Nach einer kleinen Besinnungspause geht es schließlich weiter. Nach nur etwa 120 m südlich der ehemaligen Raststätte Dreilinden passieren wir erneut die Grenze und fahren wieder ins Land Brandenburg hinein. Und niemand verlangt dabei die Vorlage unserer Reisepapiere.

MARK RADLER fährt weiter!

Post Scriptum

Eigentlich wären ja auch einige Worte zum historischen Siedlungsgebiet Alrechts Teeerofen angebracht, aber das sparen wir uns für einen weiteren Abstecher auf.