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Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No25 / 14. April 2017

Mit dem Fahrrad in die Steinzeit: Der „Ötzi von Milow“

Nee Leute, erwartet jetzt keinen satirischen Beitrag über die vermeintliche Rückständigkeit der brandenburgischen Provinz. Nee, hier geht es wirklich um die Steinzeit. Also, Paläo-Freunde, aufgepasst!

Urzeitliches Siedlungsgebiet Havelland

Das Havelland zählt mit seinen fischreichen Gewässern und fruchtbaren Böden zu den ältesten Siedlungsgebieten des heutigen Brandenburgs. Und die Gegend um Milow, das Milower Land, zeichnet sich hier durch vielfältige Funde aus, die für interessierte Besucher zum Teil auch sichtbar bzw. erlebbar sind. An erster Stelle ist der „Mann von Milow“ zu nennen, der gelegentlich – etwas populistisch – auch als „Ötzi von Milow“ oder „Ötzi aus dem Havelland“ bezeichnet wird. Der Bursche hat hier vor etwa 5300 Jahren, also in der Jungsteinzeit, gelebt. Er gilt damit als der älteste – bekannte – Havelländer überhaupt.

Havel bei Milow

Entdeckung und Rekonstruktion des Steinzeitmannes von Milow

Entdeckt wurde unser „Urmann” 1967 bei Schachtarbeiten für eine Wasserleitung in Milow, an der heutigen Stremmestraße. Gefunden wurde damals eine Grabstelle mit den Resten eines Skeletts, beerdigt in der so genannten Hockstellung, die typisch für die Stein- und Bronzezeit ist. Am besten war der Schädel erhalten, der im Jahr 2006 in Zusammenarbeit der Charité Berlin und dem Landeskriminalamt Brandenburg nach neuesten wissenschaftlichen und forensischen Methoden rekonstruiert wurde.

Der „Steinzeitmann von Milow“ (Rekonstruktion)

Der Originalschädel ist im Archäologische Landesmuseum im Paulikloster in Brandenburg zu besichtigen. Seit 2014 kann man eine Replik auch im Besucherzentrum des Naturparks Westhavelland bewundern, zusammen mit einem steinzeitlichen Keramikbecher als Grabbeigabe. Und zwar ganz in der Nähe des Milower Fundortes.

Schädelreplik in Milow

Eine nette Geschichte am Rande: Der „Finder” des „Ötzi“, Wolfgang Bünnig, war damals 16 Jahre alt und von seinem Fund so beeindruckt, dass er dann Archäologe geworden ist. Das zeigt mal wieder, wie Zufälle ein Leben bestimmen können. Ist schon klar, einige von euch werden das nicht als Zufall betrachten. Egal, die Geschichte ist so oder so ziemlich cool.

An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass es für Anhänger der Paläo-Ernährung ja eigentlich ein absolutes MUSS sein sollte, ihrem „Kumpel“ aus der Steinzeit die Ehre eines Besuches zu erweisen!

Vom Bahnhof Premnitz Zentrum sind es gerade mal 3,3 km bis zum Rittergut Milow.

Eingang zum Naturparkzentrum Westhavelland

Ein Besuch des Besucherzentrums Naturpark Westhavelland, das sich in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Rittergutes Milow befindet, ist aber auch ohne „Ötzi“ lohnenswert, gibt es doch einen anschaulichen Überblick über die Geschichte und Besonderheiten des Westhavellandes. Und wenn wir schon an diesem Ort sind, sei darauf verwiesen, dass das heutige Gutshaus an der Stelle einer mittelalterlichen Havelburg steht, die einst den Zufluss der Stremme in die Havel sicherte. Erkennbar sind noch Reste des Burghügels. Und unter dem Westflügel des Guthauses soll noch ein spätromanisches Kellergewölbe der einstigen Burg existieren.

Rittergut Milow

Aber es geht noch weiter: Im Westen Milows, am Fuß des Vieritzer Berges, finden sich noch gut erkennbare steinzeitliche Hügelgräber. Eigenartigerweise wird auf diese große Kostbarkeit nirgends hingewiesen, außer in unmittelbarer Nähe der Gräber selbst. Verstehe das, wer will. Aber Mark Radler führt euch im nächsten Artikel auch noch dorthin.

Zusammenfluss von Stremme und Havel bei Milow