Auf Burgentour durch Oberhavel
Burgen in Oberhavel? Ja, die gab’s und gibt’s – jedenfalls Reste davon.
Burgen im Verborgenen
Natürlich können die es nicht mit den prächtigen Rheinburgen oder denen im Burgenlandkreis entlang der Saale aufnehmen. Nicht mal ansatzweise. Und selbst innerhalb Brandenburgs zählt der Kreis Oberhavel nicht gerade zu den Burgenhighlights. Aber MARK RADLER will ja mit euch das verborgene Brandenburg erradeln, was sollen wir dann etwa in Belzig auf der dortigen Burg Eisenhardt? Die kennt ja inzwischen (fast) jeder. Aber die Burgen(reste) in Oberhavel? Die liegen nun wirklich im Verborgenen, im so was von Verborgenen. Oder kennt jemand von euch die Wasserburg Vehlefanz oder etwa die Burg Liebenwalde bzw. deren – immerhin sichtbaren – Reste? Hier bewegen wir uns wahrlich im sehr verborgenen Brandenburg.
Auf Zeitreise durch Brandenburg
Klar, wir könnten auch andere Touren machen. Aber auch über die Burgen in Oberhavel können wir viel über Brandenburg und seine Geschichte, vor allem über seine Entstehungszeit, erfahren. Oberhavel liegt quasi vor der Tür und dient uns da „nur“ als ein repräsentativer Querschnitt durch die Brandenburger Geschichte. Und die ist nahezu genauso spannend wie Game of Thrones oder The Last Kingdom.
Eine Burgentour durch Oberhavel. Das ist der Plan.
Man könnte es auch prosaischer ausdrücken: wir gehen auf Zeitreise ins Mittelalter. In Kombination mit unserer Fantasie machen wir dabei unser Rad zur „Zeitmaschine“.
Das passt wie die Faust auf’s Auge oder wie der Mark auf’s Radel.
Burg – was ist das überhaupt?
Der Begriff Burg steht vermutlich in engem Zusammenhang mit dem Wort Berg und umschrieb ursprünglich wohl eine befestigte Höhe. Die frühesten Burgen waren nämlich überwiegend Höhenburgen. Ein weiteres Charakteristikum ist, dass sie (in der Regel) von weltlichen oder kirchlichen Amtsträgern oder Fürsten bewohnt wurden. In der Frühzeit gab es aber auch so genannte Flucht- oder Volksburgen. Solche sind in Oberhavel jedoch nicht belegt und auch in Brandenburg sehr selten (in Lebus an der Oder ist so eine Volksburg archäologisch belegt).
In Brandenburg gehen die ältesten (bekannten) Burgen/ Befestigungen auf die Bronzezeit zurück, sind hier aber sehr rar vertreten und wurden meist später von den Slawen „übernommen“, wie z.B. der Burgwall Sacrow bei Potsdam. In Oberhavel ist immerhin eine bronzezeitliche Befestigung im Gebiet Schönfließ-Schildow archäologisch belegt, aber im Boden (als Denkmal) verborgen, also für uns nicht sichtbar.
Die richtige „Burgenzeit“ begann in unseren Breiten eigentlich erst mit den Slawen im 9. Jahrhundert, die sich hier ab dem 7. Jahrhundert angesiedelt hatten. In Brandenburg sind immerhin an die 300 slawische Burgwälle bekannt bzw. belegt. Meist handelt es sich, so wird vermutet, um Fürstensitze. Diese Anlagen wurden allesamt aus Erde und Holz (Gräben, Wällen mit eingebauten Kastenkonstruktionen sowie Pallisaden) und meist in den Niederungen errichtet, wo die Anlagen zusätzlich durch Wasser führende Gräben gesichert werden konnten. Bei Raddusch in der Lausitz wurde so eine slawische Burg rekonstruiert und kann samt Museum begangen und bewundert werden.
Die von Westen kommenden deutschen Eroberer übernahmen im Rahmen der so genannten Ostkolonisation im 10., vor allem aber im 12. Jahrhundert dann viele der Slawenburgen. Im steinarmen Brandenburg verblieben auch diese zunächst meist in klassischer Holz-Erdbauweise, nur vereinzelt wurden vor allem Türme/ Bergfriede, später dann auch Palas und Ringmauer, aus Feldsteinen oder Ziegel errichtet. Bekannte Beispiele für Feldsteinbauten sind die Burgen Rabenstein und der Bergfried der Burg Ziesar im Fläming. Die Burg Spandau mit Juliustum und Palas oder der mächtige Bergfried bei Stolpe (Grützpott) an der Oder stehen beispielhaft für frühe Ziegelbauten. Mit der weiten Verbreitung der Ziegeleitechnik im ausgehenden 13. Jahrhundert wurden dann sukzessive auch die restlichen Burgen „versteinert“.
Burgen in Oberhavel
Im Kreisgebiet sind immerhin 11 slawische Burgwälle/Burgen überliefert, davon konnten 7 auch archäologisch belegt und als Bodendenkmale unter Schutz gestellt werden. Beispielhaft sei der Burgwall bei Leegebruch genannt.
Die deutsche Besiedlung im Rahmen der so genannten Ostkolonisation begann hier etwa um 1170. Als erste Ansiedlungen entstanden die Burgen, die meist in bestehende slawische Burgwälle gebaut wurden. Zu erwähnen sind v.a. die landesherrlichen Burgen entlang der Havel in Bötzow (heute Oranienburg), Liebenwalde, Zehdenick und Fürstenberg und die Burg bei Kremmen, in deren Schutz erste deutsche Dörfer angelegt wurden. Kremmen ist vermutlich die älteste deutsche Ansiedlung in Oberhavel.
Insgesamt sind in Oberhavel über 20 deutsche Burgen archäologisch oder historisch belegt. Leider ist von ihnen – wie auch von den slawischen Burgwällen – nur noch sehr wenig Sichtbares übriggeblieben.
Natürlich wollen wir vor allem die sichtbaren Spuren erfahren, die allerdings sehr unterschiedlich typologisiert werden können. So gibt es Erhebungen oder erkennbare Reste von Gräben und Wällen oder steinerne Fundamente. Wenn wir Glück haben, finden sich noch Mauer- oder Gebäudereste und ganz selten ganze – meist aber überformte – Gebäude. Mit der schwindenden äußeren Bedrohung und steigender Lebensansprüche wurden die meisten Burgen in komfortablere Schlösser oder Gutshäuser umgebaut oder sogar vollkommen durch solche ersetzt. Manche dieser Schlösser oder Gutshäuser, wie z.B. das barocke Schloss Schwante, weisen noch Fundamente oder gar Gewölbe ihrer mittelalterlichen Vorgängerbauten auf, manche erinnern nur noch an einen vormaligen Burgstandort.
Diese sichtbaren Spuren wollen wir erfahren.
Und noch mehr Mittelalter in Oberhavel
Und wenn wir uns schon mit unserer „Zeitmaschine“ ins Mittelalter von Oberhavel „beamen“, dann schauen wir uns natürlich auf dem Weg auch nach anderen mittelalterlichen Spuren und Gebäuden um, denn in Oberhavel gibt es auch einige mittelalterlich geprägte Altstädte bzw. Stadtbefestigungen wie auch Kirchen und Klöster aus dieser frühen Zeit.
Na, dann schaun wir mal …