lädt…

Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No52 / 29. Oktober 2017

Oh Havelberg, du Holde!

Wie in Teil 1 von „Havel rauf“ verkündet (MR No28), wollen wir vom Havelende bei Gnevsdorf etappenweise die Havel aufwärts bis zur Quelle erkunden. Zuletzt hatten wir in Teil 4 (MR No51) das dritte Teilstück über Nitzow und Töppel Richtung Havelberg zurückgelegt. Nun erwartet uns ein echter Höhepunkt: Havelberg an der Havel.  Die erste der Havelstädte auf unserer Tour.

Havelberg – die ganz Besondere (Havelstadt)

Ansicht Havelbergs von Südosten kommend

Ich sage es gleich vorneweg: Havelberg ist für mich etwas ganz Besonderes. Jahrelang kamen wir auf dem Weg zur lieben Oma (im Wendland) an Havelberg vorbei. Von Süden her, über Strodehne und Jäderitz. Damals noch mit dem „gesharten“ Auto. Der Anblick der am Prignitzhang mit dem Dom hoch über die Niederung heraufragenden Stadt war jedes Mal überwältigend – und lockte und zog mich in ihren Bann. Aber die liebe Oma wartete mit dampfendem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen – voller Ungeduld im Wendenland. So blieb nie die Zeit für einen Abstecher in die lockende Stadt. Havelberg auf der Rechten zum Greifen nah, ging‘s daher immer kurz links und rechts und dann über die Elbstraße zur Elbefähre nach Werben. Aber die Gierfähre an der Elbe entschädigte für die Entsagung. Die Weite der Elbe, die Stille der wie von (Fluss-) Geistern getriebenen Fähre und die sehnsuchtsvolle Erinnerung an die Stadt am Havelberg vermischten sich zu einem wonnigen Gefühl großer Zufriedenheit. Diese Momente entschleunigten Reisens waren, sieht man vom Wiedersehen der lieben Oma ab, die schönsten Momente der kleinen Reise. Und mit jeder Fahrt wuchs die Sehnsucht nach der Stadt am Havelberge. Weiß der Kuckuck, warum ich erst 2012 – und dieses Mal mit dem Rad – in Havelberg so richtig ankam. Wobei ich sehr froh bin, dass ich von Süden, von Wittenberge, durch die Aue kam, auch wenn’s ein langer Weg war. Wer zum ersten Mal nach Havelberg kommt, dem rate ich ganz dringend den Zugang von Süden zu wählen. Nur wenn ihr von Süden kommt, erschließt sich euch das Besondere dieser Stadt.

Seitdem bin ich jedes Jahr in Havelberg gewesen. Außer 2015, dem BUGA-Jahr.

Stadt im Zwei-Strom-Land

Havelberg von (Süd) Westen kommend

Wie wir aus unseren vorigen Etappen wissen, liegt Havelberg nahe der Havelmündung in die Elbe. Der Charakter der Landschaft um Havelberg wird daher weiträumig von den Flüssen Havel und Elbe geprägt. Die dynamisch wechselnden Wasserstände beider Flüsse haben über die Jahrtausende hin eine vielfältige Fluss- und Auenlandschaft geschaffen, wobei der neuzeitliche Mensch bei der „Gestaltung“ massiv mitwirkte und dies noch immer tut – bekanntermaßen nicht immer zum Vorteil von Natur und Landschaft.

Die Besonderheit Havelbergs ergibt sich aber erst durch das Zusammentreffen der weiträumigen Zwei-Strom-Niederung und der deutlich höher gelegenen Prignitzer Hochfläche. Hier in oder am Havelberg fällt die Hochfläche im Schnitt immerhin um etwa 20 Meter, teilweise sogar um 30 bis 40 Meter steil zum Elbe-Havel-Land ab. Man könnte es natürlich auch umgekehrt ausdrücken: die Hochfläche ragt teilweise um 30 bis 40 Meter über die Elbe-Havel-Niederung empor. Es ist insbesondere dieser Kontrast, der den besonderen Charakter Havelbergs ausmacht. Auch wenn die Alpenländler u.a. Bergvölker über diesen Höhenunterschied nur lachen können, für uns Märker ist das sehr bewegtes Gelände!

Willkommen im Haus der Flüsse

Haus der Flüsse

Wenn wir vom westlich gelegenen Havelende durch die Aue nach Havelberg kommen, dann treffen wir im Süden vor der Stadt auf das Haus der Flüsse, hinter dem sich ein so genanntes NATURA 2000-Informationszentrum des Biospärenreservates Mittelelbe verbirgt. Hier werden dem Besucher viele Aspekte der Flusslandschaft mit multimedialen Mitteln – und familiengerecht – nahegebracht. Darüber hinaus laden in einem vielfältig gestalteten Außengelände verschiedene Themenstationen zum spielerischen Erkunden ein. Und nun staunt: der Besuch ist frei.

Im Haus der Flüsse

Blick aus dem Haus der Flüsse auf Havelberg

Insel-, Berg- und Domstadt

Und dann fahren wir endlich über die Havelbrücke auf die in einer alten Havelschlinge gelegene Inselstadt, die man zugleich als klassische Altstadt Havelbergs bezeichnen kann. Aber Havelberg besteht im Grunde aus drei verschiedenen alten Städten. Neben der Inselstadt gibt es noch die am Prignitzhang gelegene historische Bergstadt (auch Berggemeinden genannt) und die auf der Hochfläche gelegene Domstadt mit dem Havelberger Dom. Aber Schluss der vielen Worte. Schauen wir uns diese wunderschöne Stadt erst einmal in Ruhe an. Später dann mehr (Worte).

 

MARK RADLER will return …