lädt…

Mark Radler

Notizen aus der Provinz

No50 / 15. Oktober 2017

Zur Havel am Berg

Wie in Teil 1 von „Havel rauf“ verkündet (MR No28), wollen wir vom Havelende bei Gnevsdorf etappenweise die Havel aufwärts bis zur Quelle erkunden. Zuletzt hatten wir in Teil 2 (MR No29) das erste Teilstück der Haveltour zwischen Gnevsdorf und der so genannten Wehrgruppe bei Quitzöbel zurückgelegt. Unsere dritte Etappe führt uns nun in überwiegend südliche Richtung nach Havelberg.

In weitem Bogen

Havelsicht vom Wehr Quitzöbel

Blick Richtung Nitzow

Vom Durchstichwehr Quitzöbel hat man in östliche Richtung einen überwältigenden Überblick über die sich hier ungewöhnlich breit erstreckende Havelaue, die die Havel hier in weitem Bogen durchfließt, um dann knapp am steilen Rand zur Prignitzer Hochfläche nach Süden Richtung Havelberg zu führen. Der nördliche Teil der Aue bzw. der Wiesenlandschaft wird in historischen Karten als „Die Sühre“ bezeichnet. Bei hohen Wasserständen bildet die Havel hier temporär seenartige Erweiterungen, im Notfall kann durch Öffnung des Neuwerbener Wehrs hier ein Teil des Elbehochwassers aufgenommen werden, was zur nahezu vollständigen Überflutung des gesamten Bereiches führen kann.

Havel bei Quitzöbel im April …

… und im August

Havelfischerei

Richtung Havelberg stehen uns wiederum zwei Strecken zur Auswahl. Die nordöstliche Route führt uns jedoch bald auf die Prignitzer Hochfläche und dort durch die Ortschaften Nitzow, Dahlen und Töppel. Nach gut 10 km ist Havelberg erreicht. Der Havel nähere und landschaftlich ganz sicher attraktivere Deichweg führt uns auf der südwestlichen Seite der Havel direkt durch die Elbe-Havelaue hindurch nach Havelberg (9 km).    

Übern Deich …

MARK RADLER entscheidet sich zunächst für die Auenroute. Auf dem Deichweg, der auf dem Elbe und Havel trennenden Mitteldeich verläuft, kommen wir zunächst nochmals der Elbe sehr nah. Wieder kann man sich gar nicht satt sehen an dieser überwältigenden Fluss- und Auenlandschaft.

Elbe bei Neuwerben

Deichweg zwischen Elbe und Havel

Blühender Wiesentümpel im April

Havelaue bei Neuwerben

Etwas weiter westlich passieren wir dann eine kleine Siedlung auf dem Mitteldeich. Es handelt sich um die Kolonie Neu Werben, die kleinster Ortsteil des Altmarkstädtchens Werben ist. Die Kolonie wurde um 1770 (unter Friedrich II.) ursprünglich für Deichwärter angelegt. Zu dieser Zeit begann auch die erste Verlegung der Havelmündung und der Neubau von Deichanlagen. Heute werden einige dieser idyllisch gelegenen Häuser als Ferienhäuser vermietet, was mir als ein sehr verlockendes Angebot erscheint. Allerdings sei Menschen mit heftiger Fahrrad(fahrer)phobie von einer Anmietung dringend abgeraten, denn hier führt der mitunter stark frequentierte Elberadweg entlang.

Neuwerben

Vielleicht klingt das manchem zu pathetisch, aber das macht die Aussage trotzdem nicht ungültig: Was der Rhein für die Deutschen ist, das ist die Havel für die Märker. Stelle man sich nur diese eine Frage: Was wäre die Mark Brandenburg ohne sie, die Havel? Kaum vorstellbar. Grund genug, die Havel zu erfahren.

In östlicher Richtung wird die Niederung von der recht steil aufragenden Prignitzer Hochfläche begrenzt, was der ansonsten flachen Elbe-Havel-Landschaft einen ganz besonderen Reiz vermittelt. In der Ferne ragt aus einer am Hang gelegenen Siedlung die Silhouette eines kleinen Backsteingebäudes über die Baumwipfel hinaus. Hierbei handelt es sich um den Turm der Nitzower Dorfkirche.

Blick auf Nitzow

Nitzow gehört zu den ältesten Ortschaften der Region und wurde erstmals in der Stiftungsurkunde des Havelberger Bistums 948 erstmals urkundlich als civitas Nizem erwähnt. Im 10. und 11. Jahrhundert steht die Bezeichnung civitas noch für eine Burg mit Burgbezirk. Man vermutet hier daher eine größere slawische Burgsiedlung, die allerdings archäologisch bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. Obwohl die Slawen ihre Burgwälle meist in der Niederung anlegten, möchte ich angesichts der dafür optimalen Lage hier eine der sehr seltenen slawischen Höhenburgen annehmen.

Havel bei Nitzow

Die Havel ist mit einer Länge von etwa 334 Kilometern der längste rechtsseitige Nebenfluss der Elbe. Dabei beträgt die direkte Entfernung zwischen Quelle und Mündung gerade einmal 94 Kilometer, was sich durch einen großen ­– U-förmigen – Bogen erklärt, mit dem die Havel den Kern der Mark – meist geruhsam – umfließt. Die Havel entspringt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, durchfließt Brandenburg, Berlin (na, eher ist es Spandau bei Berlin) und Sachsen-Anhalt und mündet an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt – am Prignitzdörfchen Gnevsdorf – in die Elbe. Immerhin 285 Flusskilometer verlaufen in Brandenburg. Der Höhenunterschied der Havel beträgt lediglich 40,6 Meter. Durch regulierende Wehre und Schleusen und dank der zahlreichen seenartigen Erweiterungen zeichnet sich die Havel durch eine sehr konstante Wasserführung aus. Gefährlich hohe Wasserstände bzw. Hochwässer sind selten und werden eigentlich nur im Havelunterlauf von Elbhochwasser ausgelöst.

Die Havel am Berg

Havelwiesen bei Havelberg

Nach etwa weiteren 5 Kilometern kommen uns auf der anderen Havelseite die ersten Ausläufer der Stadt Havelberg in den Blick, genauer gesagt, der Siedlungsteil um den Kiebitzberg. Weiter im Südosten sehen wir zum ersten Mal den Havelberger Dom mit seinem selbst aus der Ferne trutzig wirkenden, massiven Westturm. Die märkische Geschichte zieht uns wieder in ihren Bann. Nur einen Kilometer weiter passieren wir dann den Elbe-Havel-Verbindungskanal, auch Havelberger Schleusenkanal genannt. Im weiteren Verlauf dieses Kanals befindet sich im Westen das dritte Havelende (vgl. MR No28/ MR No29).

Havelberger Schleusenkanal

Havel bei Havelberg

MARK RADLER will return …